Widerstand gegen den Bau

Es gab während der gesamten Bauzeit des Main-Donau Kanals (1960-1992) Widerstände. Brennpunkte dafür waren die Ortschaften Kelheim, Riedenburg und Beilngries (vor allem im und wegen des Altmühltals).

Sowohl Bürger und Umweltschützer als auch Urlauber aus Berlin, die das Altmühltal regelmäßig besuchten, demonstrierten mehrmals öffentlich gegen eine Umgestaltung des Altmühltals und gegen den Bau des RMD-Kanals.
Gründe hierfür waren die Angst vor der Grundwassersenkung, die automatisch auf den Bau des RMD-Kanals folgte, dementsprechend die Angst davor dass Häuser und Wohnungen durch die Baumaßnahmen beschädigt werden und die schlichte Missbilligung des Kanalbaus.
An den Demonstrationen war jede Altersgruppe beteiligt, teilweise protestierten sogar ganze Familien.

Riedenburg
In der Stadt Riedenburg kam es zu einem Bürgerprotestmarsch vom Marktplatz bis zum Rathaus, als die Fragen „Wie soll der Rhein-Main-Donau Kanal gebaut werden?“ und „Sollen eine oder zwei Brücken gebaut werden?“ auftauchten. Eine Bürgerinitiative meinte, dass nur eine Brücke vollkommen ausreiche. Jedoch entschied der Stadtrat am 1. Oktober 1984 mit 13 zu 2 Stimmen, dass zwei Brücken gebaut werden sollen.
In Riedenburg und Umgebung gab es Bürger, die ihre Grundstücke abgeben mussten, da man den Platz für den Bau des RMD-Kanal benötigte. Dies wurde jedoch nicht immer einfach hingenommen, darum entschied der Stadtrat, dass sie für ihre Einverständniserklärung 5% mehr Grund bekommen. Trotz dem Versuch gab es immer wieder Einwohner, die dies nicht akzeptieren wollten und so kam es zu Auseinandersetzungen, zwischen den Bürgern und dem Staat. Meist wurden die Grundstücke den Besitzern enteignet.

Anton Mayer war ein besonderer Kanalgegner. Er war einer der Ersten, der realisiert hat, dass der Bau des Kanals das Altmühltal vermutlich zum Negativen verändern werden würde. So entschied er etwas dagegen zu unternehmen. Er wollte ein Art Bürger-Aktion veranstalten. Dazu lud er den örtlichen Reporter vom Donaukurier und den ehemaligen Präsidenten der Steuerzahler ein. Dieser wollte jedoch nur bessere Grundstückspreise durch die Bürger Initiative erreichen, das lag aber nicht in der Absicht Anton Mayers und so wurde aus dieser Aktion nichts. Auch weiterhin versuchte er den Bau des Kanals zu stoppen, scheiterte aber. Genaueres über Anton Mayer können Sie in seinem Buch „Verloren aber nicht vergessen – Der Kampf ums Altmühltal“ nachlesen.

Totentanz im Altmühltal
Im Jahre 1979 wurde zu einem Totentanz im Altmühltal aufgerufen.
Die Wurzeln des allgemeinen Totentanzes reichen bis in das Mittelalter zur Zeit der großen Pest. In dieser Zeit kam es an verschiedenen Orten in ganz Europa, besonders aber im deutschsprachigen Raum, zur sogenannten „Tanzwut“. Hierbei handelt es sich um eine Volkskrankheit, bei der vom religiösen Wahnsinn ergriffen, Menschen tanzten, bis ihnen Schaum aus dem Mund quoll und andere Wunden auftraten. Die Menschen tanzten, bis sie in Ekstase verfielen, die ihr Müdigkeits- oder Erschöpfungsgefühl ausschaltete. Dadurch konnten sie so lange fortfahren, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrachen oder sogar starben. Die Ursachen für dieses Phänomen sind bis heute noch nicht geklärt, jedoch wird vermutet, dass die halluzinogene Wirkung pflanzlicher Drogen ursächlich ist.
Der Totentanz im Altmühltal jedoch ist nur eine Sinnbildliche Veranstaltung gewesen, bei der man auf kreative Beiträge wie Malerei, Musik, Dichtung usw… setzte. Der Tod stand für das Aus und die Zerstörung der Natur im Altmühltal. Der Totentanz fand am 19.-20. Mai 1979 im Altmühltal statt.

Wirkung
Bewirkt haben diese Widerstände durchaus etwas. So wurden zum Beispiel immer wieder kleinere Baustopps ausgelöst. Des Weiteren wurde erreicht, dass ein Landschaftsplan von Professor Grebe ein schöneres Kanalbild entstehen ließ. Hierbei wurde sowohl auf die Natur als auch auf die Benutzer des Kanals (Kapitäne) geachtet. Man bezog Schiffslängen und –breiten auf den Kanal ein und versuchte so die ausreichenden Längen und Tiefen von Kurven einzuschätzen. Man versuchte, dass der Kanal die Natur und vor allem das Altmühltal nicht zu sehr strapazierte. Dies kann man auch heute noch besonders gut sehen, denn im Gegensatz zum Abschnitt des Kanals im Altmühltal, den man heute bei nicht zu genauem Betrachten für einen Fluss halten könnte, wurde der Abschnitt rund um den Raum Nürnberg einfach nur „billig“ gebaut. Hier ähnelt der Kanal weniger einem Wasserweg als vielmehr einer Autobahn für Schiffe die sich quer über das Land erstreckt.

Kurzzeitig wurde sogar Ende der 70er Jahre ein Baustopp erreicht, bei dem es hieß der Kanal werde nicht mehr zu Ende gebaut. Man hatte also zwei Enden und dazwischen 34km unbebaute Fläche. Jedoch lösten ein politischer Wechsel und die Mehrheit der der wirtschaftlichen Gründe dann den Fertigbau des Kanals aus.

Fortführung der Proteste
Die Demonstrationen und Proteste hielten jedoch an. Es wurde bis zum Ende des Baus rebelliert. So wurde beispielsweise die Strecke Dietfurt-Riedenburg 1989 eröffnet und selbst bei der Eröffnungsfeier lehnten sich immer noch Bürger und Umweltschützer auf.

Außerdem äußerten sich „Bunte“ und „Stern“ negativ gegen den Bau des Rhein-Main-Donau Kanals. Dadurch kam es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen den Leitern des Projektes und den einzelnen Redaktionen.